My Home is My Hobby · 2007

Fassadenkunst  ·  Spangenberg/Hessen

Dana Widawski · My Home is My Hobby · 2007
Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

Dana Widawski · My Home is My Hobby · 2007
Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

Dana Widawski · My Home is My Hobby · 2007
Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

Dana Widawski (mit F. B. Junghanns) · My Home is My Hobby · 2007

My Home is my Hobby

Korrespondierende Installationen/Fassadenkunst von Dana Widawski und Frank Benno Junghanns
ALTSTADT NEU – eine Ausstellung in leer stehenden Häusern der Spangenberger Altstadt
14. Juli – 26. August 2007  ·  kuratiert von Jörg Hasheider

 

 

Die Idee zu den zwei korrespondierenden Arbeiten von Dana Widawski und Frank Benno Junghanns an der Fassade der Bädergasse 10 ist spontan nach der ersten Ortsbegehung auf der Autobahn-Rückfahrt entstanden.

Vorgefunden haben die beiden Künstler aus Berlin ein gepflegtes Städtchen, das ihnen trotz guter Infrastruktur und Versorgung eher wie ein verwaistes Dorf vorkam. Die Ruhe auch hinter den Fassaden der denkmalgeschützten Innestadt rührte von einem großen Leerstand, der dennoch meist nicht für das –durch eben diesen Leerstand inspirierte– Ausstellungsprojekt AltStadt-Neu genutzt werden konnte, da hinter den allerorts sanierten Fassaden ein großes Chaos herrschte:
Baufälligkeit, feuerpolizeiliche Bedenken oder auch ewige Baustellen und Bedenken der Besitzer, vielleicht dass die Häuser –mithin auch diese »Schlafstadt«– aufwachen könnten.

Das Spannungsverhältnis zwischen der inneren und der äußeren Welt trieb die Künstler dazu, diesen Zustand in Verbindung mit dem im Ausstellungstitel »AltStadt-Neu« auch implizierten Thema der Eigenheim-Sanierung zu bringen.

Den entscheidenden Ausschlag für den Charakter der Arbeit gab die Hausbesichtigung – was die Materialwahl betraf und auch die Entscheidung, das Haus von außen zu bearbeiten. Letzteres ergab sich bei dem zugewiesenen Haus zwangsläufig, als Junghanns bei der Besichtigung fast durch die Decke krachte – Der Vorbesitzer, ein passionierter Heimwerker, konnte seine ambitionierten Pläne zu Lebzeiten nicht mehr vom baulichen Chaos befreien. Das Haus stand derzeit zum Verkauf.

Frank Benno Junghanns  griff –angespornt durch den noch sichtbaren, exzessiven Einsatz von Dämmschaum in allen möglichen Fugen und Hohlräumen– auf sein für bildhauerische Leichtbauprojekte präferiertes Material zurück: Polyurethanschaum. Seinem spontanen Verlangen, dieses Fachwerkhaus, welches ihn fast ins Bodenlose fallen ließ und ihm als Städter in seinen bäuerlichen Dimensionen geradezu Platzangst verursachte, vollständig mit Bauschaum zu füllen, standen nur die hohen Kosten, der Mangel an Eigentum am Haus und der allzugroße –wenn auch reizvolle– provokative Effekt eines solchen Vorhabens entgegen.

Mittels einiger hundert Liter Dämmschaums setzte Frank Benno Junghanns einfach das Werk seines Vorgängers konsequent fort und isolierte das Haus nun vollständig. Dies tat er nach allen –nicht vorhandenen– Regeln der Heimwerkerkunst.

Assoziationen an Schablonendrucke in alten Fachwerkhäusern führten Widawski ihrerseits auf ihre lange gehegten Tapetenpläne zurück, in denen sie durch stilisierte Alltagseindrücke Motive tradierter Ornamentik bricht. Mit dieser Kombination macht sie die auf den ersten Blick Wohnatmosphäre und Behaglichkeit ausstrahlenden, gediegenen Wandbeläge der »guten Stube« zu einem ihre Umwelt reflektierenden und –auf den zweiten Blick– irritierenden Gestaltungselement.

Dana Widawski  übertrug das Martialische des Bauschaumvorhabens von Junghanns auf das Bild des Heimwerkers, der von Größerem träumt und kombinierte es mit einem floralen Sujet in Anlehnung an klassische Tapetenmotive.

Mit diesem ›nach außen kehren‹, was eigentlich nur im Inneren zu finden ist, wollten die beiden einerseits –in einer absurden Dimension– ein Sinnbild für die schöne Fassade schaffen, hinter der sich ›Ottonormalsanierer‹ verschanzt oder gar isoliert.

Dämmschaum und Tapete symbolisieren hier andererseits auch einen, nicht nur finanziell bedingten, sondern geradezu zeitgemäßen Hang zur Oberflächenkosmetik, der mit einer Bewegung von der Nutzung alter Handwerkskunst zu einer kurzfristig gedachten Baumarktästhetik einhergeht.

Was wiederum die Frage aufwirft, wie man mit dieser alten, denkmalgeschützeten Substanz von Spangenberg wirklich umgehen soll – und heutzutage noch kann: Schöne Fassade, und was dahinter?

FBJ